Starten statt warten: Grundwasserbrunnen nachhaltig bewirtschaften

In der Schweiz gibt es eine grosse Zahl an Trink- und Brauchwasserbrunnen in Landwirtschaft und Industrie, bei Wasserversorgern und Privaten. Neben den vielen älteren Brunnen besteht auch ein Bedarf an neuen Brunnen zum Gewinnen von Grundwasser. Aufgrund der dichten Besiedlung in vielen Gebieten wird es allerdings immer schwieriger, zusätzliche Wasserschutzzonen einzurichten, um neue Pumpanlagen zu bauen, wenn ältere Anlagen nicht mehr am Laufen gehalten werden können. Deshalb empfiehlt sich ein bewusster Umgang nicht nur mit dem Grundwasser, sondern auch mit den bestehenden Brunnen.

Die nachhaltige Bewirtschaftung beginnt laut Martin Glück bereits beim Bau der Brunnen und umfasst eine lückenlose Dokumentation, regelmässige Inspektionen sowie je nach Zustand Instandhaltungsarbeiten. So erreichen Brunnen eine lange Lebensdauer. Gut gebaute, dokumentierte und gewartete Anlagen bilden das Rückgrat einer zuverlässigen Versorgung mit Grundwasser.

Anspruchsvolle Arbeiten

Der professionelle Brunnenbau erfordert sehr spezifisches geohydrologisches Wissen und viel Know-how zu geeigneten Techniken und Materialien. Oft arbeiten für die Planung und die Umsetzung Fachpersonen von geologischen Ingenieursbüros und von spezialisierten Bohrfirmen zusammen. Dabei sind häufig weder die einen noch die anderen zum sogenannten Brunnenbaumeister ausgebildet. Martin Glück bedauert, dass es in der Schweiz im Gegensatz zu den Nachbarländern keine solche Ausbildung gibt und der Brunnenbau kaum reguliert ist: «Als Folge davon bin ich bei Inspektionen schon öfters auf falsch gebaute Brunnen gestossen.»

Seit 2015 gibt es mit der SIA-Norm 384-7 zum Bau von Grundwasserwärmepumpen zwar einen sinnvollen Leitfaden für den Brunnenbau. Diese Anleitung ist jedoch auf eine sehr spezifische Form von Brauchwasserbrunnen ausgelegt und eignet sich folglich nicht für den Bau aller Grundwasserbrunnen. Eine lange Lebensdauer der Brunnen hängt nicht zuletzt vom fachmännischen Aktivieren durch die Entsandung ab.

Regelmässige Inspektionen nötig

Nach der Inbetriebnahme liegt die Verantwortung für den Brunnen und die Wasserqualität in der Regel bei den Brunnenmeistern – zumindest im Fall von öffentlichen Wasserversorgern. Im Gegensatz zum Brunnenbau gibt es für den Betrieb ausgebildete Spezialisten. Sie sind verantwortlich für die Betriebs- und Versorgungssicherheit sowie für eine umfassende Qualitätskontrolle gemäss Lebensmittelgesetz.

Private Besitzer von Grundwasserbrunnen verfügen erfahrungsgemäss über weniger Fachwissen rund um die professionelle Bewirtschaftung. Dabei ist auch bei diesen Brunnen eine regelmässige Inspektion unerlässlich, um ihre Leistung zu erhalten und eine lange Lebensdauer zu gewährleisten. So können Probleme frühzeitig erkannt, die Ursachen gefunden und Massnahmen getroffen werden. Martin Glück macht jedoch die Erfahrung, dass private Brunnenbesitzer sein Unternehmen oft erst kontaktieren, wenn gravierende Schäden auftreten: «Beim Auto halten sich die meisten Leute an die Serviceintervalle und fahren nicht einfach weiter, bis das Auto stehen bleibt. Bei der Bewirtschaftung privater Brunnen beobachten wir leider häufig ein solches Verhalten.»

Lückenlos dokumentieren

In der Schweiz gibt es keine offizielle Empfehlung zu einem regelmässigen Brunnenservice oder dazu, ab wann eine mechanische oder chemische Regenerierung erforderlich ist. Martin Glück empfiehlt einen Brunnenservice spätestens nach 10 Jahren oder bei einem Leistungsabfall um 10 bis 20%: «Auch bei einem erhöhten Energieverbrauch besteht Handlungsbedarf. Um solche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, lohnt sich eine kontinuierliche, lückenlose Dokumentation.» Diese erleichtert laut dem Fachmann einerseits das Planen von Wartungszyklen und proaktiver Instandhaltung. Andererseits wird dadurch sichergestellt, dass das Wissen zu den Brunnen nicht nur in den Köpfen einzelner Mitarbeiter steckt, sondern schriftlich festgehalten ist.

«Bei bestehenden Grundwasserbrunnen wissen wir oft nicht, wie die Anlage gebaut wurde und wo die Pumpe dranhängt», sagt Martin Glück. «Entsprechend froh sind wir als Brunnenbauer, wenn ein Ausbauplan besteht.» Eine umfassende Dokumentation hält der Fachmann daher für äusserst wichtig. Bei den Kunden sei das Bewusstsein dafür jedoch erst in den letzten Jahren gewachsen.

Servicezyklen digital überwachen

Aus Sicht des Brunnenbaus sollte eine gute Dokumentation laut Martin Glück Ausbaupläne und wichtige Daten wie Leistung und Grundwasserspiegel nach der Aktivierung umfassen: «Grössere Wasserversorger machen das bereits sehr solide und sammeln auch via Sonden kontinuierlich Daten.» Zusätzlich erachtet Martin Glück Checklisten und eine digitale Überwachung von Servicezyklen sinnvoll, um die Arbeit von Betreibern und Servicemitarbeitern zu erleichtern.

Hier können die Betreiber von Grundwasserbrunnen auf die Lösung von Inventsys zählen. Das System unterstützt sie bei der Planung und der Dokumentation aller Wartungsarbeiten. Inventsys baut und pflegt die digitalen Strukturen für proaktive Inspektions- und Instandhaltungsarbeiten von Brunnen und anderen Anlagen in der Versorgung und im Facility Management.

Martin Glück arbeitet als Bauführer Spezialitäten und Brunnenservice bei der Stump Foratec AG aus Russikon (ZH). Das Unternehmen ist schon seit mehreren Jahrzehnten im Brunnenbau tätig. Seit gut drei Jahren bietet es zusammen mit der Partnerfirma pigadi GmbH einen Brunnenservice an.